Nach den Drohenangriffen auf Moskau wurden unter anderem manche Antennen abgeschalten und damit das GPS-Signal zeitweise unterbrochen – unter anderem zum Leidwesen ortsunkundiger Taxifahrer.
Taxifahrer in Moskau sind nach den Drohnenangriffen auf die Stadt „Opfer” verschärfter Sicherheitsmaßnahmen. Dächer wichtiger Regierungsgebäude, nicht nur das des Kreml, sind nicht nur mit Flugabwehrgeschützen ausgestattet, sondern die Drohnenschutzmaßnahmen auf diesen Dächern führen auch dazu, dass GPS-Signale in Zeiten, in denen mit Luftangriffen zu rechnen ist, gestört oder unterbrochen werden.
Das hat zur Folge, dass Autofahrer zeitweise keine Navigationssysteme nutzen können. Im Unterschied zu ihren Passagieren kennen die meisten Taxifahrer in Moskau die Stadt nicht, so dass eine Taxifahrt schnell zu einer aufregenden „Magical Mystery Tour“ werden kann, vor allem im historischen Zentrum, mehr als der Hälfte der Stadt, wo sich die wichtigsten Regierungsgebäude – mit den meisten GPS-Störsendern – befinden. Dort stockt die Navigation zu Fliegeralarmzeiten am häufigsten.
Laut einem beliebten Taxiforum in Moskau werden Taxifahrer alles tun, um ihre Fahrgäste dazu zu bringen, ihre Fahrt zu diesem Zentrum zu stornieren, oder sich auf dem letzten Stück auf die Anweisungen der Kunden auf dem Rücksitz verlassen. Besonders unangenehm ist dies für Kunden, die ihre Bestellungen bereits im Voraus per Karte bezahlt haben. Diese Vorauszahlung kann nur nach langwierigen Verhandlungen mit der App zurückerstattet werden. Wenn die Navigation nicht funktioniert, bitten Yandex-Fahrer (die meistgenutzte App in Russland) die Passagiere, per Handy genau anzugeben, wo sie auf ihr Auto warten.
Aber es geht nicht nur um Navigation. Auf der Yandex-App „Go“ gibt es eine „Motivations“-Funktion für Taxifahrer, bei der Punkte berechnet und gutgeschrieben werden. Für jede erfolgreiche Fahrt gibt es 15 Punkte. Erst nach dem Anruf einer bestimmten Nummer (8000) kann der Fahrer in der App die gesamte Route mit Endpunkt sehen. Bei Stornierung der Bestellung durch den Fahrer, bei schlechten Bewertungen und bei geringer Aktivität werden Punkte abgezogen. Wer keine Punkte hat, kann den Endpunkt des Kunden nur telefonisch erfahren. Wem das Ziel dann nicht rentabel genug erscheint, so dass er lieber eine Zeit lang im Zentrum Moskaus herumfährt, storniert bestimmte Fahrten oder versucht den Kunden davon zu überzeugen, selbst seine Fahrt zu stornieren.
In regionalen Zentren in Russland, wo es viel günstiger Taxifahrten gibt, ist Fahrtenstornierung seit Jahren ein Problem. Nun hat die Hauptstadt aufgrund des teilweisen Ausfalls der GPS-Signale das gleiche Problem, und plötzlich fahren alle Taxifahrer mehr oder wenig „blind“. Aber nach der langen Zeit des Fliegeralarms findet jeder Taxifahrer sein Ziel genauso gut wieder wie jeder Einwohner von Moskau.
Zhanna Aleksandrova und Wim Faber
Beitragsfoto: Wim Faber
Das ist das beste Beispiel dafür, dass es bei uns wieder eine richtige Ortskundeprüfung geben muss und nicht nur eine kleine Fachkundeprüfung.
Moskau ist zwar „etwas“ größer als Berlin, aber in London zB. ist es ja noch extremer, mit der Ortskundeprüfung.
Man müsste das GPS Signal mal in München ausschalten, mal sehen was die privaten fahre von UBER, freenow usw. machen.
D I G I T A L I S I E R U N G G P S I N T E R N E T
Als selbst Taxifahrer und Entwickler von digitalen Systemen für das Taxi-, Mietwagen und Liefergewerbe halte ich die Aussage, dass die GPS-Signale zeitweise unterbrochen wurden, nicht korrekt. GPS-Satelliten kreisen ständig, senden immer und können nicht örtlich abgeschaltet werden. Informationen dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System.
Es werden dafür andere Gründe geben, z.B. werden in dicht bewohnten Gebieten mit hohen Häusern die Signale von Mobiltelefon-Mast-Antennen und eine Internetverbindung benötigt, um einen genauen Standortsverlauf eines Fahrzeuges (oder einer Drohne) zu ermitteln. Solche Antennen können in den gefährdeten Gebieten abgeschaltet worden sein.
Bei einem guten Navigationssystem mit gespeicherten Gebietskarten integriert in eine moderne Anwendung für Taxi- und Mietwagen sowie verbunden mit dem Signalgeber des Fahrzeugs betreffend gefahrene Meter für die Wegstrecken, ist es heute möglich, wie in langen Tunnels usw. ohne Internetverbindung und ohne sehr gute GPS- und Antennen-Signal-Verbindungen auch in den dicht besiedelten Städten das Navigationssystem trotzdem zu benutzen.
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Es ist trotzdem gerechtfertigt von allen Fahrern im Mobilitätsgewerbe eine etwas umfassendere Ortskundeprüfung zu verlangen mit Wissen wo sich die mindestens viel zu befahrenden Strassen und Plätze, Points usw. befinden. Es würde auch dazu gehören, dass geprüft wird, das die Fahrer, die heute im Mobilitätsgewerbe zu nutzenden digitalisierten Geräte bedienen können, damit diese dann auch von den Fahrern professionell genutzt werden.
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Ein weiter Aspekt im Artikel zeigt auf, dass die Gesetzgeber zum Schutze der Kunden gegen Übervorteilung in den Tarifverordnungen verfügen sollten, dass es nicht gestattet ist, Debit- und Kreditkarten-Zahlungen von Vermittlern zum Voraus abzubuchen, sondern erst dann, wenn mit dem Zahlungsabschluss auf dem EU-Taxameter bzw. Wegstreckenzähler der Fahrtennachweis erbracht wird, dass die Dienstleistung korrekt ausgeführt wurde. Dies funktioniert auch bei allen Festpreismodellen. Es können die Fahrkosten-Beträge + 50 % mit der Digitalisierung auch vorautorisiert werden damit auch die Zahlung der durchgeführten Fahrten immer gewährleistet ist.
Danke, Herr Näpflin, für diese Klarstellung. Sie hat uns veranlasst, die entsprechenden Passagen noch einmal zu bearbeiten und den Sachverhalt technisch eindeutiger zu formulieren.